Blazkowicz in seiner Paraderolle als Nazischlächter in seinem dritten Spiel.
Nein es ist kein Fehler. An sich ist es das dritte Spiel mit Blazkowicz jedoch tatsächlich die offizielle Fortsetzung vom ersten Teil The New Order und der Vorgeschichte The Old Blood. Gleichermaßen geht es aber wieder um den Kampf gegen das Regime. Wer damit gemeint ist, ist den meisten Menschen klar. Die käuflichen Versionen hierzulande sind in ein paar Details geschnitten und verändert. So ist beispielsweise Blazkowicz Mutter auch keine Jüdin mehr. Warum zwar ein solcher geschichtlicher Schnitt sein muss, ist doch etwas unverständlich aber für die meisten kaum ein Gedanken wert. Gerade weil viele Details im Spiel kaum gelesen werden dürften aber auch so nur mitbekommen werden können. Das machen einfach die wenigsten Spieler. Offensichtlicher ist da schon die Streichung von jeglichen Hakenkreuzen oder Symbolen aus dem dritten Reich. Spiele gelten auch weiterhin nicht als Kunstobjekt und können daher nicht mit verfassungsfeindlichen Symbolen ausgeliefert werden. Auch werden Nazis nicht so betitelt, sondern nur als das Regime. Auch wird jeder Personenkult unterbunden und im Spiel ist oft die Rede vom Kanzler. An sich sind diese Schnitte akzeptabel. Das Spiel beeinflusst es eigentlich kaum. Keine Schnitte gibt es glücklicherweise bei der Gewaltdarstellung. Hier kann ein erwachsener Spieler genau das selbe Produkt erwarten, wie Spieler aus anderen Regionen.
Der Widerstand formiert sich
Das Spiel setzt eigentlich direkt nach den Ereignissen von The New Order an. Wilhelm Strasse ist besiegt und unser Held geht dabei schwer verletzt aus dem Kampf hervor. Diese Details werden dem Spieler auch noch einmal kurz mit ein paar anderen Eindrücken aus dem ersten Teil zusammengefasst wiedergeben. Daraufhin wird Blazkowicz gerettet, zusammengeflickt und überlebt. Ein paar Wochen vergehen aber seine Geschichte wird schnell fortgesetzt und er befindet sich schnell wieder im Getümmel gegen das Regime. Eine alte Feindin wird dabei zu seiner größten Widersacherin in diesem Teil. General Engel lebt mit ihrem entstellten Gesicht weiterhin und wird uns diesmal im gesamten Spielablauf begleiten. Auch werden wir ihre Tochter kennenlernen, die sich den Widerstand alsbald anschließen wird. Dies ist auch eine der Hauptaufgaben im Spiel, den verlorenen Kampf gegen das Böse anzuheizen und den versprengten Widerstand, auf dem US-amerikanischen Kontinent, wiederzubeleben. Dabei verlassen uns alte Gesichter und neue Personen werden hinzustoßen. Wie schon im ersten Teil haben einige Charaktere dabei ihren ganz persönlichen Knacks weg und machen diese Gestalten sehr interessant, einzigartig und in der Gruppendynamik sehr amüsant.
Unser Held ist dabei auch Vater zu werden und hat auch ein sehr persönliches Interesse, dass er und seine neue Familie in Ruhe und Frieden leben können. Die Geschichte wird diesmal noch wesentlich vielfältiger dargestellt. Nicht nur durch die Orte auch durch die Höhen und Tiefen, so wie eben auch den Charakteren denen wir im Verlauf helfen werden. Auch sehr schockierende Momente wird es geben, in denen man sich fragen wird: Wie kann das Spiel nun ohne den Helden weitergehen? Und dann schaffen die Entwickler es, aus einem unmöglichen Verlauf einen noch unmöglicheren Fortgang des Plots zu stricken. Aber in diesem Universum war schon immer ein wenig mehr möglich und es bleibt dadurch immer spannend, wie wunderbar verrückt.
Der Spieler wird so einiges Neues miterleben können und dennoch bleibt sich die eigentliche Spielmechanik treu, natürlich dennoch mit ein paar neuen Aspekten. Wolfenstein II ist trotzdem weiterhin ein stilechter Ego Shooter, in dem Blazkowicz die Einmannarmee ist und alle anderen Charaktere entweder Feinde sind oder die Geschichte mit voranbringen. Der Spieler wird im eigentlichen Geschehen immer alleine agieren. Es gibt zwar ein paar Begegnungen direkt auf den Schlachtfeldern aber auch diese dienen eher der Einführung oder dem Ausklang eines Levels. Innerhalb dieser Level gibt es auch wieder Fundstücke zu finden. Diese Objekte dienen dem Verständnis der in diesem Zeitlinie historischen Ereignisse oder Hintergründen zu einigen Personen. Blazkowicz wird neben seinen Waffen auch genau das wieder tun was er schon immer getan hat. Dies kann er auf brutale Art und Weise recht laut oder wieder auf die hinterhältige Art und sich auf leisen Sohlen bewegen. Als Nahkampfwaffe gibt es diesmal keine Messer, sondern Äxte. Die Art und Weise ist aber die selbe. Auch die verspritze Blutmenge sollte nicht viel anderes sein. Die Effekte können dem Vorgehen entsprechend stark variieren. Neu sind Zussatzfähigkeiten, die der Spieler etwas später freischalten wird, wenn Blazkowicz wieder so richtig fit ist. Hier hat er beispielsweise die Möglichkeit Stelzen auszufahren um höher gelegene Bereiche zu erreichen. Aber auch andere Zusätze um sich durch enge Gänge und Röhren zu quetschen oder Barrieren zu durchbrechen. Das Ganze kann Vorteile bringen oder neue Probleme schaffen. Die Levels sind nicht immer groß aber teilweise so verwinkelt, das es immer verschiedene Ansätze gibt. Aber auch dies ist nicht ganz neu, mit den zusätzlichen Fähigkeiten zumindest eine andere Spielerfahrung. Je nach dem wie sich der Spieler verhält, werden auch allgemeine Attribute verbessert. Dies aber eher automatisch ohne selber Punkte zu verteilen.
Schade ist nur etwas die Funktion der Kommandanten. Diese alarmieren sofort die gesamte Spielkarte und alle Gegner werden einen ab da an immer gleich sehen, wenn man nicht versteckt ist. Aber selbst wenn man sich wieder versteckt, sind diese Alarme permanent in einem Level und es kann nicht wieder zurück in einen Schleichmodus gewechselt werden. An sich ist die Idee der Kommandanten aber durchaus gut. Wenn diese einmal ausgeschaltet sind, gibt es auch keine weitere Verstärkung und alle anderen Gegner auf der Karte sind leichter zu besiegen. Ein Teil des Spiels kann auch nur der Erfüllung der Nebenmissionen gelten. So ist es möglich neben dem Storymodus Kommandanten zu jagen um weitere Inigma Codes zu ergattern. Diese können dechiffriert werden um weitere Ziele zu identifizieren. Sogenannte Maschinenkommandanten stehen dabei noch mal eine Stufe weiter oben und gelten als noch wichtigere Ziele. Für die Freischaltung dieser Missionen sind aber unterschiedliche Anzahlen von Codes notwendig. Auf diesen Karten, welche meist denen aus der Story gleichen und oft nur von genau der anderen Seite beginnen, sind auch noch einmal diverse weitere Fundstücke versteckt, welche gesammelt werden können. Darunter auch Spielsachen für Max Hass, welchen wir auch aus dem ersten Teil kennen.
Neben diesen ganzen Möglichkeiten sticht natürlich auch die Grafik heraus. Auch diese war wie bei den anderen Teilen schon ein wichtiger Erfolgsgarant. Der Stil bleibt sich auch hier treu aber so gibt es den zweiten Teil von Wolfenstein in noch höher aufgelösten Bildern und prächtigeren Effekten zu bestaunen. Erschienen ist es für alle möglichen Systeme. Auch für die neueren 4k Konsolengenerationen. Die Szenen sind teilweise sogar wesentlich bunter als in den Vorgängern. So darf auch in die Kleinstadt Roswell gezogen werden um von dort später in die benachbarte AREA 51 zu reisen. Auch das atomar zerstörte New York wird thematisiert wie auch wieder eine Weltraummission. Diesmal geht es nur nicht mehr zum Mond, sondern gleich zur sehr heißen Venus. Das Regime gibt es nun auch dort im Weltraum, nur gänzlich ohne Nutzung einer Reichsflugscheibe. Die Aufgabe dort wird für Blazkowicz aber erst einmal undercover beginnen – zumindest vorerst. Denn auch das wird sein jähes Ende finden.
Wolfenstein 2 ist ein super Spiel geworden, mit viel Abwechslung, Spannung, Spaß und vielen keinen Überraschungen. Das perfekte Spielzeug für die ältere Spielergemeinschaft im Winter oder zu Weihnachten. Das Ende ist dann irgendwann auch nicht mehr überraschend und es kann wohl noch auf einen dritten Teil gehofft werden, indem die sich neu gefundene Truppe zurückschlagen wird. Den Entwicklern bleibt es nun überlassen ob sie den Spielern in den nächsten Jahren noch eine weitere Fortsetzung präsentieren wird, in der es wohl um die Zerschlagung der Invasoren gehen könnte. Bis dahin bleibt aber Zeit und es kann Wolfenstein II: The New Colossus genossen werden, welches einige Stunden des Freiheitskampfes bietet. Dies mit einer schrägen wie auch oftmals überzeichnet, blutigen Art und Weise. Es gibt mehr von Blazkowicz Vergangenheit zu erfahren, seiner möglichen Zukunft als Familienvater und es gibt kurze Einblicke in eine Menschheit die teilweise schon in einer Normalität unter dem Regime lebt. Also eine höchst interessante Mischung von Wahrheit und Fiktion erwarten auch dieses Mal den Spieler.